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Leo-Perutz-Preis 2010

Stefan Slupetzky ist der erste Preisträger des Leo-Perutz-Preises der Stadt Wien für Kriminalliteratur, der von der Stadt Wien und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels gemeinsam gestiftet wird. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny überreichte dem Autor den mit 5.000 Euro dotierten Preis zum Auftakt der Kriminacht am 28. September im Wiener Café Schwarzenberg für seinen Roman Lemmings Zorn (Rowohlt).

"Stefan Slupetzky ist ein würdiger erster Preisträger, der sich meisterhaft auf die hohe Kunst der Krimiunterhaltung versteht", so Mailath-Pokorny bei der Überreichung des Preises. "Mit seiner Figur des Lemmings hat er einen sympathischen Antihelden geschaffen, der immer wieder ungewollt in kriminelle Machenschaften verstrickt wird und dabei auch die kniffligsten Fälle löst."

Mit dem Preis, der künftig jährlich vergeben wird, werden Krimis ausgezeichnet, deren Qualität und literarischer Anspruch an den namensgebenden österreichischen Literaten Leo Perutz erinnern. Darüber hinaus sollen die ausgezeichneten Werke möglichst innovativen Charakter haben und einen Wien-Bezug aufweisen.

Die Jury, der Raoul Blahacek (Referatsleiter Literatur, Kulturabteilung der Stadt Wien, MA 7), Stefan Mödritscher (Gesamtprokurist Morawa), Andreas Pittler (Krimiautor), Erwin Riedesser (Vizepräsident des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels, Vorsitzender des Österreichischen Buchhändlerverbands) und Ingeborg Sperl (Der Standard) angehören, zeigte sich besonders von dem komplexen Aufbau des Romans sowie von dessen schonungsloser Gesellschaftskritik beeindruckt.

Die Begründung der Jury

Lemmings Zorn ist ein Kriminalroman im besten Wortsinn. Denn er stellt das Verbrechen nicht auf pornografische Weise in den Mittelpunkt, sondern rollt eine Handlung auf, an deren Ende notgedrungen das Verbrechen stehen muss – das Verbrechen in legistischer Hinsicht zumindest. Verbrochen wird auch vorher schon genug, allerdings sind es die alltäglichen, nicht judizierbaren Untaten, die hier beschrieben werden, es ist die Amoral eines scheinbar honorigen Menschenschlags, der uns das Leben zuweilen zur Hölle macht, indem er das Gesetz für seine Zwecke nutzt – ein Gesetz, das doch eigentlich seine Opfer schützen sollte. Lemmings Zorn ist also auch und vor allem ein gesellschaftskritischer Roman, ein Spiegel unserer Zeit, in der sich menschliche Werte wie Anstand und Mitgefühl der persönlichen, rücksichts- und skrupellosen Bereicherung einer wirtschaftlich oder politisch herrschenden Kaste unterordnen müssen. Lemmings Zorn liegt – wie übrigens auch den anderen Lemming-Romanen – ein komplexer inhaltlicher Aufbau zugrunde, der sich über scheinbare Nebenhandlungen, Rückblicke und Vorgriffe vermittelt. Präzise öffnet Stefan Slupetzky Tür um Tür, führt uns mit sicherer Hand durch die Räume seines Labyrinths, bis wir mit Staunen die Zusammenhänge, die Gesamtheit erkennen. Bevölkert ist dieses Labyrinth von schillernden, scheinbar vertrauten Gestalten, von liebevoll akzentuierten, nie verächtlich karikierten Menschen, auch wenn sich – wie eben im richtigen Leben – der eine oder andere Schuft darunter befindet.“

 

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