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24 Stunden aus dem Leben einer Frau

(nach der Novelle von Stefan Zweig)

 

1. Akt, 5. Szene

 

 

Zweig und Mrs. Colman vor dem Casino in Monte Carlo. Im Hintergrund die Fassade eines geschlossenen Kiosks, darüber ein schmales Vordach. Im Vordergrund eine verlassene Parkbank. Es regnet in Strömen. Zweig hält einen Schirm über Mrs. Colman aufgespannt.

 

MRS. COLMAN

Das Mittelmeer also: Ein paar sonnige Tage am Wasser, laue Nächte, in denen man bei geöffnetem Fenster schlafen kann - mehr hatte ich gar nicht erhofft. So durchkreuzt das große Schicksal eben unsere kleinen Pläne, und sei es auch nur ...

 

Sie deutet zum Himmel.

 

ZWEIG

Mit einem barometrischen Tief.

 

MRS. COLMAN

Oder mit einem Wettersturz in unseren Herzen ...

 

Durch den Regen kommen - die Mäntel schützend über die Köpfe gezogen - vier Menschen geeilt: Claire und Helen, Helens Schwester Mary und Jerome, deren wohlbeleibter Gatte. Jerome hält unter dem Vordach des Kiosks an, verschnauft.

 

JEROME

Eine Pause, Mesdames, eine Pause ... Drei so schöne Frauen und dann auch noch ... wie sagt man ... Sport! Pardonnez moi, mais ... C’est trop. Zuviel für mein Herz.

 

MARY

Der Gute braucht wohl einen Cognac, wie so oft.

 

JEROME

Naturellement! Medizin! Und einen Sessel.

 

Jerome bedeutet den Frauen, ihm zu folgen und stapft voraus. Die Frauen folgen ihm: Mary widerwillig, Claire und Helen amüsiert und Arm in Arm.

 

MRS. COLMAN

So hat es angefangen. Hier haben sie begonnen, diese vierundzwanzig Stunden, die mein Leben auf Jahre hinaus verstörten.

 

ZWEIG

Im Casino? Haben Sie etwa ...

 

MRS. COLMAN

Nein. Ich habe nie um Geld gespielt. Wozu denn auch, ich hatte es immer im Überfluss. Was mir an jenem Abend widerfahren ist, war weit erregender als jede Wette oder Lotterie ...

 

Mrs. Colman zieht Zweig mit sich, sie treten nun auch ins Casino ein.

 

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